Pressemappe des Stiftes Klosterneuburg
Pressemappe des Stiftes Klosterneuburg
Juli 2024
Stift Klosterneuburg – Geschichte und Gegenwart
Historischer Überblick
Wenige Jahre nach der Verlegung ihrer Residenz nach Klosterneuburg gründeten 1114 der Babenberger Markgraf Leopold III. und seine Frau Agnes in unmittelbarer Nähe ihrer Burg das Stift als religiöses, soziales und kulturelles Zentrum ihres Landes. 1133 übergaben sie dieses Stift die Augustiner-Chorherren.
Die Gründungslegende
Ein Windstoß entriss Agnes ihren Brautschleier. Die Suche blieb ergebnislos, worauf Leopold III. das Gelübde gab, dort wo der Schleier gefunden würde, ein Kloster zu errichten. Neun Jahre später fand Leopold den Schleier auf einem Holunderstrauch und erfüllte sein Versprechen. Obwohl es sich dabei um eine spätere Legende handelt, gibt es den Schleier tatsächlich in der Schatzkammer des Stiftes, die seit Mai 2011 den Besuchern zugänglich ist.
1136 wurde die Stiftskirche geweiht, wenige Monate später, am 15. November 1136 starb Leopold III., der in einer kleinen Gruft unter der heutigen Leopoldikapelle beigesetzt wurde und rasch zur Wallfahrtsstätte wurde.
1181 vollendete der Goldschmied Nikolaus aus der Stadt Verdun eine Kanzelverkleidung aus Emailtafeln, die an Hand von Ereignissen des Alten und Neuen Testaments die Heilsgeschichte erzählen. Nach dem verheerenden Stiftsbrand von 1330 wurden diese Emailtafeln zum „Verduner Altar“ umgestaltet, einem der bedeutendsten Kunstwerke des europäischen Mittelalters.
Inzwischen war um 1200 Klosterneuburg auf einige Jahre wieder Residenz geworden: Babenberger Leopold VI. ließ sich auf dem heutigen Stiftsgelände einen neuen Palast mit einer prächtigen Kapelle, der „capella speciosa“, dem ersten gotischen Bau in Österreich, errichten. Von beiden Gebäuden sind heute nur noch spärliche Reste vorhanden.
Im Mittelalter war das Stift zu einer wichtigen wissenschaftlichen und theologischen Forschungsstätte geworden, wovon u.a. die über 1200 Handschriften der Stiftsbibliothek zeugen. Die Heiligsprechung des Stiftsgründers Leopold III. 1485 machte dann die Bedeutung des Stiftes in der kirchlichen Landschaft Österreichs deutlich, die nur durch die Reformationszeit unterbrochen wurde, als nur noch wenige Chorherren im Stift lebten, die in Vielem der Reformation nahestanden. Gleichzeitig erlosch das parallel zum Chorherrenstift eingerichtete Chorfrauenstift.
Mit der katholischen Gegenreformation gewann das Stift rasch wieder seine frühere Bedeutung zurück und wurde durch die Stiftung des Österreichischen Erzherzogshutes als „heilige Krone des Landes“ 1616 zum Hüter dieser Insignie, die nur zur „Erbhuldigung“ vom Grab des Heiligen Leopold entfernt werden durfte. Wenige Jahre später begann im Inneren der romanischen Stiftsbasilika die barockisierung, die durch den Türkenkrieg 1683 unterbrochen wurde: Das Wien belagernde Türkenheer schloss auch Klosterneuburg ein, wo die Verteidigung durch einen Chorherrn und einen Laienbruder organisiert worden war. Durch die erfolgreiche Verteidigung Klosterneuburgs wurde im September 1683 der Entsatz Wiens durch kaiserliche Truppen ermöglicht.
1730 entschloss sich der Habsburger Kaiser Karl VI. nach dem Vorbild des spanischen Escorial in Klosterneuburg eine Klosterresidenz zu errichten. Der Plan sah eine riesige Anlage mit neun Kuppeln und vier Höfen vor. Während der Bauarbeiten starb der Kaiser 1740 plötzlich. Seine Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia wünschte sich – dem Zeitgeist entsprechend – den Ausbau des Schlosses Schönbrunn nach französischem Vorbild. Im Stift war man froh, die gewaltigen Baukosten nicht weiter tragen zu müssen: Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, gerade ein Achtel der Planung war realisiert worden. Erst 100 Jahre später wurde zumindest ein Hof, der Kaiserhof vollendet und somit ein Viertel des Planes ausgeführt.
Mit der Regierung Kaiser Josefs II. begann eine Zeit des Umbruchs: Die kaiserliche Kirchenpolitik bewirkte eine wesentliche Ausweitung der Pfarr-Seelsorge und des sozialen Engagements, die Revolution 1848 beendete die Grundherrschaft und verlangte damit eine Umstellung der Wirtschaft des Stiftes. Das Ende der Habsburgermonarchie 1918 bedeutete neuerliche Veränderungen und die darauffolgenden Jahre mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen, Konflikten und Katastrophen belasteten das Stift neuerlich.
Aber gerade in den 1920er Jahren kam vom Stift Klosterneuburg durch die Ideen des Chorherrn Pius Parsch eine kirchliche Reformbewegung in Gang, die weltweite Wirkung zeigte und ihre Bestätigung in den Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzils erfuhr: Durch die Rückbesinnung auf die Texte der Bibel und neue Formen der Liturgie – wie Verwendung der jeweiligen Landessprache und eines Volksaltars – wurde die Position der Gläubigen auf eine neue Ebene gerückt.
Mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 begannen die neuen Machthaber sofort mit Maßnahmen gegen das Stift als national-österreichisches Symbol und christliche Einrichtung: Beschlagnahme von Räumlichkeiten, Enteignung von Pachtgründen und schließlich 1941 Aufhebung des Stiftes. Die Stiftsgebäude mit allen Sammlungen fielen an das Kunsthistorische Museum, alles Übrige wurde unter verschiedenen Institutionen aufgeteilt.
Im April 1945 war die Wiedererrichtung des Stiftes eine der ersten Handlungen der neuen Regierung und das Stift Klosterneuburg wurde in der Folge zu einem der wichtigsten Faktoren des kirchlichen Wiederaufbaues.
Stift Klosterneuburg heute
Die Augustiner-Chorherren des Stiftes Klosterneuburg – derzeit ca. 40 – kommen aus Österreich, Deutschland, den USA, Polen, Norwegen, Vietnam und Rumänien. Sie beginnen ihr Leben im Stift mit der Einkleidungszeremonie, bei der sie ihren Ordensnamen erhalten. Darauf folgt das einjährige Noviziat, dann die „einfache Profess“, die den zukünftigen Chorherrn auf drei Jahre und schließlich die „ewige Profess“, die ihn auf Lebenszeit an das Stift bindet und von ihm Gehorsam, Armut und Keuschheit verlangt.
Der Konvent ist – nach den Bestimmungen der Österreichischen Augustiner-Chorherren-Kongregation – demokratisch organisiert, mit einem von der Chorherrengemeinschaft gewählten Propst und Stiftsdechant an ihrer Spitze. Ihnen zur Seite steht ein Kapitelrat aus gewählten und vom Propst bestimmten Mitgliedern.
Kulturelle und Touristische Bedeutung
Heute zählt das Stift Klosterneuburg, die ehemaligen Residenz des Markgrafen Leopold III., zu den bedeutendsten Reisezielen des Kulturtourismus: Der Verduner Altar gehört zu den absoluten Höhepunkten und die reichhaltigen Sammlungen des Stiftsmuseums und der Schatzkammer vereinen Kunstwerke vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Einzigartig ist der Gebäudekomplex aus Bauten von der Romanik über die Pracht des Barock bis zum Historismus. Wobei die weltweit einmalige barocke Baustelle der Sala terrena, seit der Einstellung der Bauarbeiten 1740, unverändert blieb. Wechselnde Ausstellungen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, moderner Kunst (z.B. die Galerie der Moderne und St. Leopold Friedenspreises) runden diesen Angebotsbereich ab. Zu einem wahren Publikumsmagnet hat sich die alle zwei Jahre stattfindende Orchideenausstellung – die größte ihrer Art in Österreich – im Konventgarten des Stiftes entwickelt.
Die Wirtschaftsbetriebe als finanzielle Basis des Stiftes
Die wirtschaftliche Basis des Stiftes bildet eine Reihe von Betrieben aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Immobilien, Kultur und Tourismus, die teilweise eine 900-jährige Geschichte aufweisen, wie das Weingut, das für seine Weine international bekannt ist. Mit über 100 ha Weinanbaufläche in Klosterneuburg, Wien und der Thermenregion hat es für die einzelnen Rebsorten die optimalen Standorte zur Verfügung und zählt zu den größeren Weingütern Österreichs. Schonende Verarbeitung nach modernsten Kriterien ergeben Weine, die in nationalen und internationalen Bewerben und Verkostungen immer zu den Besten zählen, wie etwa der St. Laurent, der geradezu zum Markenzeichen des Stiftes wurde. Ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt des stiftlichen Weinbaues – der auch zur Qualitätssicherung beiträgt – ist die möglichst naturnahe Bewirtschaftung der Rieden.
Nachhaltigkeit und Verantwortung für Mensch und Natur gelten auch für die anderen Wirtschaftsbetriebe des Stiftes als Grundregel, wie etwa für den Forst, die Biolandwirtschaft oder das 2002/2003 geschaffene Biomasse-Fernheizwerk. Und selbst in der Immobilienverwaltung schützen Bestimmungen im Falle von sozialen Notfällen Pächter und Mieter.
Diese Betriebe ermöglichen die Durchführung der religiösen, kulturellen und sozialen – also der eigentlichen – Aufgaben des Stiftes: Dazu zählt die Seelsorge in 28 Pfarren (24 in Wien und Niederösterreich sowie der Pfarre in Norwegen und drei in den USA), genauso wie die Erhaltung und Pflege von Kulturgütern: Allein die Renovierungskosten der Stiftsgebäude belaufen sich jährlich auf rund eine Million Euro. Dazu treten noch Kosten für Archiv, Bibliothek und die umfangreichen Kunstsammlungen des Stiftes. Einen ähnlich hohen Betrag wendet das Stift pro Jahr für soziale Aufgaben und Projekte im In- und Ausland auf.
In seinen Kernbereichen – Religion, Soziales und Kultur – ist das Stift heute international tätig: So werden vier Pfarren im Ausland betreut und der Augustiner-Chorherr Markus Bernt Eidsvig ist derzeit Bischof von Oslo. Im sozialen Bereich werden Projekte in Rumänien, Republik Moldau, Bulgarien, Indien, Afrika, Lateinamerika und Österreich unterstützt.
Auszug aus der Stifts-Chronik:
1114. Grundsteinlegung der Stiftskirche durch Babenberger Markgraf Leopold III. am 12. Juni
1133. Berufung der Augustiner-Chorherren nach Neuburg
1136. Stiftskirchenweihe zu Ehren der hl. Gottesmutter Maria
1136. Tod Leopolds III. am 15. November
1181. Fertigstellung des Verduner Altars
1485. Heiligsprechung Leopolds durch Papst Innozenz VIII.
1616. Erzherzog Maximilian III. stiftet den Österr. Erzherzogshut als „Heilige Krone Österreichs“
1642. Fertigstellung der weltweit größten barocken Orgel
1663. am 19. Okt. erhob Kaiser Leopold I. den hl. Leopold zum Landespatron von Österreich
1730/40. Ausbau und barocke Umgestaltung des Stiftes unter Kaiser Karl VI. als Verbindung von Herrschersitz und Kloster – nach seinem Tod wurden die Arbeiten sofort eingestellt
1774. Propst Ambros Lorenz gründet das Stiftsmuseum; erstes öffentliches Museum Österreichs
1786. Der Wiener Bezirk Floridsdorf wird nach Propst Floridus Leeb benannt, er ermöglicht die Besiedelung von Stiftgründen für arme Leute
1813. Erste Erwähnung des Fasslrutschens im Binderstadl
1824. Propst Gaudenzius Dunkler zählt zu den Gründungsvätern der „Wechselseitige k.k. privilegierten Brandschaden-Versicherungs-Anstalt“, des heutigen Wiener Städtische Versicherungsverein
1834/42. Unter dem Architekten Joseph Kornhäusel erhält das Stift sein heutiges Erscheinungsbild
1860. Gründung der 1. Obst- u. Weinbauschule der Welt mit Wiener k. k. Landwirtschaftsgesellschaft
1860. Erste urkundliche Erwähnung der St. Laurent-Traube: Das Stift schenkt der Weinbauschule Reben zu Versuchszwecken – sie ist heute die Parade-Traube des Stiftsweingutes
1908. Eine Ausstellung im Stift Klosterneuburg gibt dem noch unbekannten Egon Schiele erstmals ein Forum zur öffentlichen Präsentation seiner Arbeiten
1922. Gründung der Volksliturgischen Bewegung durch den Augustiner-Chorherrn Pius Parsch
1941/45. Aufhebung des Stiftes durch das NS-Regime
1963. Promulgation der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, die das theologische Denken des Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch aufgriff (Volksliturgische Bewegung)
1997. Beginn neuerlicher umfangreicher Renovierungsarbeiten im Stift und in der Basilika
2000. Das Stift verpflichtet sich in einem Sozialstatut zu besonderem Einsatz für die Hilfsbedürftigen dieser Welt, Beginn des Projekts „Ein Zuhause für Straßenkinder“
2003. Inbetriebnahme des Biomasse-Heizwerks
2006. Eröffnung des neuen Besucherzentrums „Sala terrena“
2007. Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Preises „Europa Nostra“ an das Stift
2008. Erstmalige Vergabe des „St. Leopold Friedenspreis“
2008. Die Stiftskirche erhält einen neuen Volksaltar
2011. Eröffnung der Schatzkammer für Besucher
2012. Revitalisierung der „Gärten der Jahrhunderte“
2013. Eröffnung der „Galerie der Moderne“
2014. Jubiläumsjahr „900 Jahre Stift Klosterneuburg“
Markgraf Leopold III. – Heiliger und Landespatron
Babenberger Leopold III. (geboren um 1075) folgte seinem Vater 1095 als Markgraf der bayrischen Mark Ostarrichi, die zum Schutz der Ostgrenze gegen Ungarn errichtet worden war. Seine Regierungszeit war durch eine Friedenspolitik und Stärkung seines Landes gekennzeichnet.
Als 1105 der Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. (der durch seinen Gang nach Canossa bekannt ist) und der päpstlichen Partei zu einem Bürgerkrieg in Deutschland zu eskalieren drohte, beendete sein Rückzug vom kaiserlichen Heer diese Gefahr. Quasi als Anerkennung dieser Tat gab ihm Kaiser Heinrich V. seine Schwester Agnes zur Frau, deren reiche Mitgift Leopold in den Ausbau seines Landes investierte: Er verlegte seine Residenz nach (Kloster)Neuburg und stiftete 1114 dort ein Kloster als religiösen, sozialen und kulturellen Mittelpunkt der Mark. Durch eine reiche Ausstattung sicherte er die wirtschaftliche Lebensfähigkeit dieses Stiftes, das er 1133 dem Orden der Augustiner-Chorherren übergab.
Bereits 1125 war er zu solchem Ansehen gelangt, dass ihn deutsche Fürsten als Kandidaten zur Königswahl nominierten, doch Leopold verzichtete auf diese Kandidatur, „um nicht in die Wirren im Reich hineingezogen“ zu werden.
Am 15. November 1136 starb Leopold an den Folgen eines Jagdunfalles. Sein Grab im Stift Klosterneuburg wurde sehr rasch zum Wallfahrtsort, denn die Bevölkerung trauerte um seinen „mildtätigen“ Fürsten und selbst der Papst sandte ein Kondolenzschreiben.
1485 wurde Leopold als Vorbild von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Gründe dafür waren seine Friedenspolitik, sein soziales Engagement, sein vorbildliches Familienleben und die Förderung der Kirche durch die Gründung der Klöster Klosterneuburg, Heiligenkreuz und wahrscheinlich Kleinmariazell.
1663 erhob der Habsburger Kaiser Leopold I. den hl. Leopold zum Schutzpatron von Nieder- und Oberösterreich. In den 1950er Jahren wurde er zum Landespatron von ganz Österreich ernannt. Heute ist er der oberste Landespatron von Niederösterreich und Wien.
Leopolds Regierungszeit war nicht nur die längste Friedensepoche in der österreichischen Geschichte, mit Ausnahme der Zeit seit 1945, sondern er legte auch die Basis für die österreichische Selbständigkeit. Es gelang ihm, eine Landesherrschaft aufzubauen und diese durch seine Frau Agnes für seine Söhne abzusichern: Bei der Heirat mit Leopold war Agnes bereits verwitwet, nach dem Herzog von Schwaben. Einer ihrer Söhne aus dieser ersten Ehe wurde der erste deutsche Stauferkaiser, der wiederum die Unterstützung seines Halbbruders gegen die Welfen in Bayern benötigte. Als sich die Streitparteien aussöhnten, belohnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Babenberger mit dem „Privilegium minus“: Heinrich, der Sohn von Leopold und Agnes wurde zum ersten österreichischen Herzog.
Leben nach den Regeln des Heiligen Augustinus
1133 wurde das Stift Klosterneuburg den Augustiner-Chorherren übergeben und bis heute ist das Leben und Wirken dieses Hauses durch die von Augustinus aufgestellten Regeln bestimmt.
Der Heilige Augustinus
Nach einem wechselvollen Leben, das er in seinen „Confessiones“ beschrieb, trat der in der römischen Provinz Numidien geborene Philosoph und Theologe Aurelius Augustinus 387 zum Christentum über. Von 395 bis zu seinem Tod im Jahr 430 wirkte er als Bischof von Hippo Regius in Nordafrika.
Seine Schriften zu Trinität und Erbsünde, sowie durch sein theologisch orientiertes System der Weltgeschichte (De Civitate Dei) erlangte er fundamentale Bedeutung für die gesamte mittelalterliche Theologie und wurde so zum „Kirchenlehrer“.
Die Augustiner-Chorherren
Bischof Augustinus gründete mit den Priestern an seiner Bischofskirche eine Priestergemeinschaft nach dem Vorbild der Mönchsklöster. Während die Mönche aber damals keine kirchlichen Weihen hatten, sich im Kloster von der Welt möglichst abschirmten und die einzelnen Klöster durch eigene Arbeit autark waren, waren die Priester der Gemeinschaft des Augustinus in der Seelsorge tätig.
Als Papst Gregor VII. auf der Lateransynode 1059 die Kleriker aufforderte, sich am Vorbild des heiligen Augustinus zu orientieren, und die Gütergemeinschaft verlangte, kam es zur Scheidung der am Privateigentum festhaltenden weltpriesterlichen Chorherren (canonici saeculares) und der regulierten Chorherren (canonici regulares), die sich durch Übernahme der Ordensgelübde (Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam) mehr den Mönchen näherten und zur Grundlage ihrer Lebensweise die Regel des heiligen Augustinus annahmen. Strenges Klosterleben, Gottesdienst, beispielhafte Seelsorge und wissenschaftliche Betätigung verschafften den Regularkanonikern Anerkennung der kirchlichen Obrigkeit und des christlichen Volkes.
Im 12. Jahrhundert begann die Glanzzeit des Augustiner-Chorherren-Ordens, der sich rasch über ganz Europa verbreitete, doch gingen in den kirchlichen und politischen Wirren der Hussitenstürme, der Reformation, der Französischen Revolution, des Josephinismus in Österreich und der Säkularisierung in Deutschland die meisten Stifte zugrunde.
Die verbliebenen Chorherrenstifte schlossen sich zu Chorherren-Kongregationen zusammen. Die österreichische Kongregation (seit 1907) umfasst die sechs Stifte: St. Florian, Herzogenburg, Klosterneuburg, Neustift bei Brixen, Reichersberg und Vorau. An der Spitze der Kongregation steht der jeweils auf fünf Jahre gewählte Generalabt – seit 2024 Propst Eduard Fischnaller vom Stift Neustift (Südtirol). Die einzelnen Stifte behalten aber innerhalb der Kongregation ihre Autonomie in Bezug auf ihr Eigenleben, die innere Ordnung und die speziellen Aufgaben jedes Hauses.
An der Spitze der Konföderation (weltweiten Augustiner-Chorherren) steht der für 6 Jahre gewählte Abtprimas. Seit 2022 ist dies Propst Jean Scarella vom Stift St. Maurice (Schweiz).
Augustiner-Chorherren heute
Bei seinem Eintritt in das Stift erhält der zukünftige Chorherr das Ordenskleid – eine schwarze Soutane mit einem schmalen weißen Band (Sarrocium = Rest des weißen Chorhemdes) – und seinen Ordensnamen und beginnt die einjährige Probezeit des Noviziates. Dann folgt die „einfache Profess“, die ihn auf drei Jahre an das Stift bindet, danach die „feierliche Profess“, die für sein ganzes Leben gilt.
Die Hauptaufgabe der Augustiner-Chorherren besteht in der Seelsorge in den stiftseigenen Pfarren, wofür das Stift ihnen geistigen und materiellen Rückhalt bietet. Darüber hinaus sind einige Mitbrüder wissenschaftlich bzw. als Religionslehrer tätig.
An der Spitze des Konvents steht der durch seine Mitbrüder in geheimer Abstimmung gewählte Propst. Seit dem 14. August 2023 liegt diese Funktion bei Prälat Anton Höslinger.
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Anton Wolfgang Höslinger wurde am 5. Jänner 1970 in Klosterneuburg geboren. Er trat 1989 in das Stift ein und wurde 1998 zum Priester geweiht. Von 1998 bis 2003 war er als Kaplan in der Stiftspfarre Klosterneuburg und von 2003 bis 2005 als Pfarrer in der Stiftspfarre Donaufeld tätig. Von 2005 bis 2016 war er als Novizenmeister und Klerikerdirektor des Stiftes, von 2010 bis 2016 als Sekretär des Abt-Primas tätig. Mit Mai 2016 wurde Anton Höslinger zum Assistenten des Stiftskämmerers und mit Dezember 2021 als interimistischer Kämmerer berufen. Seit 2002 ist er auch als Generalsekretär der Österreichischen Augustiner-Chorherren-Kongregation, seit 2005 Kapitelsekretär und seit November 2021 als Pfarrprovisor in der Pfarre Maria Hietzing tätig. Mit 14. August 2023 wurde er zum 67. Propst des Stiftes Klosterneuburg gewählt.
Seelsorge in 27 Pfarren
Das Stift wurde von Markgraf Leopold als kirchliches Zentrum gegründet, mit der Übergabe an die Augustiner-Chorherren im Jahr 1133 wurde die Seelsorge zu einer wichtigen Aufgabe.
Heute betreuen die Chorherren des Stiftes Klosterneuburg insgesamt 28 Pfarren (24 in Wien und Niederösterreich, 1 in Norwegen und 3 in den USA). Die Pfarren der Stiftskirche und Klosterneuburg St. Martin gehörten von Anbeginn zum Stift, andere kamen mit Grundbesitz hinzu. Weitere Aufgaben ergaben sich durch die Reformen Kaiser Josefs II., dem die religiöse Betreuung der Gläubigen wichtig war und daher neue Pfarren schuf. Als im ausgehenden 19. Jahrhundert die damaligen Randgebiete Wiens einen gewaltigen Bevölkerungszuwachs erlebten, mussten auch dort neue Zentren der Seelsorge geschaffen werden.
Zwei Zuwächse ergaben sich durch den Eintritt von Chorherren aus Norwegen und den USA: Derzeit ist Herr Markus Eidsvig Can.Reg., ein Chorherr des Stiftes Klosterneuburg, Bischof von Oslo. Die Pfarre in Bergen wird ebenfalls vom Stift Klosterneuburg betreut. Drei der US-amerikanischen Chorherren des Stiftes haben im Juni 2011 die Niederlassung Glen Cove in New York gegründet, wo sie inzwischen drei Pfarren betreuen und damit die Institution der Augustiner-Chorherren in die USA brachten.
Verbunden mit der Betreuung von Pfarren ist nicht nur die Entsendung von Seelsorgern, sondern auch ein finanzieller Beitrag zur Erhaltung der Kirchen und sonstiger Gebäude: Allein der Beitrag zu den Renovierungskosten der Kirchen beträgt pro Jahr rund eine Million Euro.
Die Pfarren des Stiftes
in Klosterneuburg:
Stiftspfarre, Kierling, St. Leopold, St. Martin, Kritzendorf, Weidling, Höflein an der Donau
im übrigen Niederösterreich:
Haselbach, Korneuburg, Langenzersdorf, Reinprechtspölla, Stoitzendorf, Tattendorf
in Wien
12. Bezirk: Maria Lourdes, Meidling
13. Bezirk: Hietzing
19. Bezirk: Grinzing, Heiligenstadt, Kahlenbergerdorf, Neustift am Walde, Nußdorf, Sievering
21. Bezirk: Donaufeld, Floridsdorf
in Norwegen:
Bergen
in den USA:
St. Patrick und St. Rocco, in Glen Cove auf Long Island im Staate New York
Realpatronate
Zusätzlich hat das Stift „Realpatronate“ über die Pfarrkirchen: Hauskirchen, St. Bernhard, Neukirchen a.d. Wild, die Filialkirche Maria Bründl in Poysdorf (alle NÖ) sowie Groß-Jedlersdorf (Wien 21).
Das Stift muss hier einen finanziellen Beitrag (z.B. Erhaltungsaufgaben) leisten.
Weltweit soziales Engagement
Sozialstatut des Stiftes
Das Sozialstatut des Stiftes besagt, dass mindestens 10% des Ertrages für soziale Zwecke aufgewandt werden. Tatsächlich sind es aber wesentlich höhere Summen, in Österreich und weltweit.
„…um das Christentum glaubhaft zu machen, bedarf es aktiver Werke der Nächstenliebe…“ erklärte Propst Anton Höslinger bei einer Pressekonferenz.
Im Jahr 2000 gab sich das Stift Klosterneuburg ein Sozialstatut und begann sogleich mit der massiven Förderung eines Kinderdorf-Projektes von Pater Georg Sporschill SJ im rumänischen Ploiesti: € 175.000,– jährliche Unterstützung, lautete die Garantie. Inzwischen wurden daraus EUR 260.000,– pro Jahr: Davon wird das Leben von fast 100 Kindern in Rumänien und der Republik Moldau finanziert und 200 einsame alte Menschen in den moldawischen Orten Tudora, Antonesti und Carahasani erhalten täglich ein warmes Essen. Da diese Concordia-Sozialprojekte in Zusammenarbeit mit orthodoxen Einrichtungen und eine Baptistenpfarre durchgeführt werden, sind sie auch eine besondere Form der gelebten Ökumene.
Neben diesem Großprojekt gibt es eine Reihe weiterer Aktionen, die das Stift unterstützt: In Indien ein Kinderdorf, in Honduras ein Kinderschutzzentrum, im Südsudan eine Augenklinik und in Afghanistan ein Frauenhilfsprojekt, in Österreich ein Notwohnprojekt der Caritas sowie das Kinderhospitz MOM um nur einige davon zu nennen.
Genauso beteiligte sich das Stift in Österreich an den Hilfsaktionen für Hochwasseropfer nach den letzten großen Katastrophen. Außerdem gibt es soziale Absicherung für Pächter und Mieter des Stiftes, wenn diese in Notsituationen kommen. Insgesamt erreicht der Aufwand für soziale Belange pro Jahr über eine Million Euro.
Dieses soziale Engagement hat im Stift Tradition: Schon der Stifter Leopold III. wurde als wohltätig verehrt, das Gebäude des von ihm eingerichteten Pilgerhospizes hat sich erhalten. 1786 half das Stift den Opfern einer Hochwasserkatastrophe in Wien und ermöglichte ihnen den Wiederaufbau ihres Dorfes. Zum Dank nannten sie ihren neuen Ort nach dem damaligen Propst des Stiftes Floridus Leeb, Floridsdorf – heute der drittgrößte Stadtbezirk von Wien. Seit mehr als 100 Jahren ist das Stift auf dem Sektor des sozialen Wohnbaues aktiv und schafft auch heute noch durch die Verpachtung von Gründen die Möglichkeit zum Bau von relativ günstigen Eigenheimen und Startwohnungen auf Genossenschaftsbasis.
Seit 2012 hatte sich das Stift zwei weitere Schwerpunkt für sein Sozialprogramm vorgenommen: In Honduras wurde das Kinderhaus „Querubines“ für sexuell missbrauchte Mädchen von der Kindernothilfe eingerichtet, in dem die Mädchen Zuflucht finden können. Die Kindernothilfe – seit Jahren ein Partner des Stiftes – erhielt bisher hierfür EUR 100.000 vom Stift. Zuletzt wurden Straßenkinderprojekte in Honduras und Pakistan der Kindernothilfe unterstützt. Und zusätzlich wurde die von Pater Shay Cullen gegründete Organisation Preda beim Bau von Wohngruppen-Gebäuden in einem Therapie- und Ausbildungszentrum für sexuelle missbrauchte Mädchen auf den Philippinen mit EUR 25.000 unterstützt.
Wirkungsbericht der sozialen Aktivitäten
Seit dem Jahr 2014 gibt das Stift Klosterneuburg einen „Wirkungsbericht“ über seine sozialen Aktivitäten heraus um nicht nur Zahlen sowie Beträge darzulegen, sondern auch Wissenswertes über die Menschen hinter den Projekten zu vermitteln. Jene, die sich unermüdlich und begleitet vom christlichen Glauben dafür einsetzen, diese Welt ein wenig besser zu machen.
Das Stift Klosterneuburg als Wirtschaftsfaktor
Das Stift Klosterneuburg erfüllt nicht nur vielfältige religiöse, soziale und kulturelle Aufgaben, sondern ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Niederösterreich. Die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes erwirtschaften einen Umsatz von rund EUR 30 Mio. pro Jahr, mindestens 10% des Ertrages werden für soziale Zwecke aufgewendet. Das Stift betreibt u.a. das älteste Weingut Österreichs und versorgt mit seinem unterirdischen Biomasse-Heizwerk kommunale Einrichtungen in Klosterneuburg.
„Die Wirtschaftsbetriebe bilden die erforderliche Basis für unsere religiösen, sozialen und kulturellen Aufgaben. Ohne ihre erfolgreiche Tätigkeit könnten wir unsere Mission als Stift nicht erfüllen“ fasst Kämmerer Elias Carr den Stellenwert der Wirtschaftsbetriebe für das Stift zusammen. Die rund 40 Mitglieder des Augustiner Chorherrenkonvents sind als Seelsorger, Wissenschaftler, Lehrer sowie im Kloster selbst tätig. Die Wirtschaftsbetriebe schaffen die ökonomische Grundlage für ihre Arbeit sowie den Betrieb und die Erhaltung des Stiftes, der sozialen Aktivitäten und seiner Pfarren.
Wirtschaften mit Verantwortung
Die verschiedenen gewerblichen Betriebe des Stiftes sind in vier Geschäftsfeldern tätig: Land- und Forstwirtschaft, Immobilienverwaltung, Kultur und Tourismus sowie Betrieb und Erhaltung. Mit ihren rund 200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund EUR 30 Mio. im Jahr zählen die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes zu den bedeutenden Wirtschaftsunternehmen in Niederösterreich.
„Die Wirtschaftsbetriebe sind moderne, professionell geführte Wirtschafts- und Kulturunternehmen. Wir müssen wirtschaftlich agieren, bedenken dabei aber immer den sozialen Auftrag des Stiftes mit“, erklärt Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner. Das Stift muss sich wie andere Stifte und Klöster selbst erhalten, bekommt keine Zuschüsse aus dem Kirchenbeitrag und hat für Förderungen durch das Land, den Bund oder die EU die gleichen Bedingungen wie jede andere Einrichtung zu erfüllen. An der Spitze der Wirtschaftsbetriebe steht der vom Propst ernannte geistliche Kämmerer Elias Carr Can.Reg. Der ihm unterstellte Wirtschaftsdirektor Mag. Andreas Gahleitner leitet das Unternehmen.
Engagement für soziale Zwecke
Der Großteil der Einnahmen fließt in die Bau- und Renovierungsarbeiten für das Stift und seine 28 Stiftspfarren. Dennoch werden mindestens 10% des Ertrages für soziale Aufgaben im In- und Ausland aufgewendet.
Erhaltungsprojekte für die Zukunft
Die 1977 gestartete Generalsanierung des Stiftes Klosterneuburg war das größte denkmal-pflegerische Projekt in Niederösterreich. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten an den Stiftsgebäuden zur Erhaltung der historischen Gebäudesubstanz wurden 2014 erfolgreich abgeschlossen. Mehr als 60% der für die Generalsanierung erforderlichen EUR 1,1 Mio. pro Jahr bringen die Wirtschaftsbetriebe auf, den Rest tragen das Land Niederösterreich (25%) sowie Bund, Erzdiözese Wien und Stadt Klosterneuburg. Weitere EUR 3 Mio. pro Jahr fallen für die laufende Renovierung der 28 Stiftspfarren an. Je ein Drittel davon wird vom Stift, der jeweiligen Pfarre sowie von der Erzdiözese Wien finanziert.
Investitionsschub für die Region durch die Generalrenovierung
Die Studienbearbeitung erfolgte durch dwif-Consulting GmbH, München, die gemeinsam mit Kondeor Marketinganalysen GmbH, Salzburg, die Wertschöpfungsanalyse berechnete. Die ökonomischen Wirkungen, die durch die Generalrenovierung des Stiftes ausgehen wurden in einer 20-seitigen Ausführung darlegten. Die Höhe der positiven Effekte überraschte sogar die Studienautoren. So bewirkten die Investitionen von EUR 9,6 Millionen:
- ein Umsatzvolumen von EUR 12,5 Millionen
- mit rund 160 Jahresarbeitsplätze
- und schaffen Einkommen von rund EUR 5 Millionen,
- ergeben ein Steueraufkommen von EUR 1,1 Millionen für den Bund
- und EUR 700.000 für die Länder und Gemeinden
Im Land Niederösterreich – dessen Unterstützung über EUR 2,4 Millionen ausmachte – wurden Umsätze in einem Volumen von EUR 12,5 Millionen ausgelöst und mit EUR 4,3 Millionen profitierten Wiener Unternehmen.
Ältestes Weingut Österreichs, Land- und Forstwirtschaft
Das Stift Klosterneuburg bewirtschaftet das älteste Weingut Österreichs. Das Weingut umfasst eine über 100 Hektar große Fläche mit Anbaugebieten in Klosterneuburg, Wien und der Thermenregion. Darüber hinaus betreibt das Stift einen Forst mit drei Revieren sowie eine Biolandwirtschaft mit den Gütern Tuttenhof/Langenzersdorf und Prinzendorf.
Umweltfreundlich und nachhaltig Wirtschaften
Vorausblickendes Handeln und nachhaltiges Wirtschaften sind Grundprinzipien der Wirtschaftsbetriebe. Beispiele dafür bieten die naturnahe und schonende Bewirtschaftung der Wälder und Ackerflächen, die klimaneutrale Zertifizierung des Stiftsweingutes, die Erhaltung der Biodiversität in den Stiftsgärten oder die Gewinnung von Energie aus Biomasse zur CO2- Reduktion. Das 2003 in nur zwölf Monaten errichtete, unterirdische Biomasse-Heizwerk versorgt über das Stift hinaus via EVN auch das Klosterneuburger Krankenhaus, das Rathaus sowie ein Freizeitzentrum mit Energie aus erneuerbarer Biomasse.
Immobilienverwaltung mit sozialem Auftrag
Die Immobilienverwaltung stellt seit jeher ein wichtiges Standbein der Wirtschaftsbetriebe dar. Das Stift vermietet rund 700 Wohnungen, Büros und Geschäftslokale in über 70 denkmalgeschützten Häusern in Wien und Niederösterreich. Außerdem verwaltet das Stift rund 4.000 Pachtverträge für Liegenschaften im Raum Wien, Klosterneuburg, Korneuburg, Langenzersdorf, Tattendorf und am Bisamberg. Leistbare Pachtpreise und soziale Regelungen für Pächter verbinden die wirtschaftliche Nutzung mit dem sozialen Auftrag. Auch viele öffentliche Einrichtungen stehen auf Gründen des Stiftes, wie zum Beispiel die Brunnen für die Wasserversorgung in Klosterneuburg.
Kultur, Kunstschätze und Tourismus
Für rund 100.000 Besucher pro Jahr ist das Stift mit seinem kulturellen und touristischen Angebot ein gefragtes Ausflugs- und Reiseziel. Auch die Gärten bilden touristische Anziehungspunkte für Gäste aus aller Welt. So findet zweijährlich abwechselnd die größte Orchideenausstellung Österreichs mit rund 30.000 Besuchern sowie die Garten- und Gesundheitstage mit rund 8.000 Besuchern statt. Die den Forschern zugängliche Stiftsbibliothek, sie ist die größte wissenschaftliche Privatbibliothek Österreichs, und das Stiftsarchiv verwalten umfangreiches historisch wichtiges Material. Die Wirtschaftsbetriebe vermieten außerdem Räumlichkeiten für Veranstaltungen.
Facts / Wirtschaftsbetriebe Stift Klosterneuburg
Die Wirtschaftsbetriebe
Die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes Klosterneuburg bilden die erforderliche wirtschaftliche Basis für die religiösen, sozialen und kulturellen Aufgaben. Die vier Hauptgeschäftsfelder sind Land- und Forstwirtschaft, Immobilienverwaltung, Kultur und Tourismus sowie Betrieb und Erhaltung. Die Wirtschaftsbetriebe beschäftigen rund 200 Mitarbeiter und sind in verschiedenen gewerblichen Betrieben organisiert.
Das Management
- Propst des Stiftes Klosterneuburg: Prälat Anton Höslinger Can.Reg.
- Kämmerer der Wirtschaftsbetriebe: Elias Carr Can.Reg.
(An der Spitze der Wirtschaftsbetriebe steht der vom Propst ernannte geistliche Kämmerer.) - Wirtschaftsdirektor: Andreas Gahleitner
(Der dem Kämmerer unterstellte Wirtschaftsdirektor leitet die Betriebe.)
Die Geschäftsfelder
Land- und Forstwirtschaft:
- Das Weingut des Stiftes ist das älteste Weingut Österreichs mit 108 Hektar Anbaufläche
(Klosterneuburg, Wien, Tattendorf und Gumpoldskirchen) - Der Forstbetrieb verfügt über 8.800 Hektar Fläche und teilt sich in vier Reviere.
1) Revier: Wald- u. Weinviertel (St. Bernhard, Matzen, Rohrwald Hofau)
2) Revier: Wienerwald u. Klosterneuburg (Weidling, Höflein, Klosterneuburger Au)
3) Revier: Schneebergland/Wölzer Tauern, Pax, Rohr im Gebirge
4) Revier: Kapfenberg/St. Katharein (Schöttl) - Biolandwirtschaft mit 380 Hektar Fläche (Langenzersdorf, Prinzendorf, Tattendorf)
- Unterirdische Biomasse-Heizung für das Stift und kommunale Einrichtungen
Immobilienverwaltung:
- Vermietung von rund 700 Wohnungen, Büros und Geschäftslokalen
- Rund 4.000 Pachtverträge für Liegenschaften im Raum Wien, Klosterneuburg, Korneuburg, Bisamberg, Langenzersdorf und Tattendorf
Kultur und Tourismus:
- Rund 100.000 Besucher pro Jahr
- Stiftsmuseum, Kunstsammlungen, Kulturschätze, Stiftsbibliothek, Stiftsarchiv
- Vermietung von Räumlichkeiten
Betreuung von ca. 5 Hektar Außenanlagen mit Gärten und Orangerie; laufende Veranstaltungen; zweijährlich abwechselnd: Orchideenausstellung mit rd. 30.000 Besuchern sowie Gartentage
Betrieb und Erhaltung
- Bauabteilung mit sechs Werkstätten
Die soziale Verantwortung
Mindestens 10% des Ertrages werden jährlich für soziale Aufgaben aufgewendet. Inklusive der Zusatzleistungen für Mitarbeiter und Pensionisten sowie von Nachlässen für sozial schwache Mieter und Pächter liegen die Sozialausgaben bereits über 1 Million Euro pro Jahr.
Verantwortung für Mensch und Umwelt
Vorausblickendes Handeln und nachhaltiges Wirtschaften sind Grundprinzipien der Wirt- schaftsbetriebe des Stiftes Klosterneuburg. Die naturnahe und schonende Bewirtschaftung der Wälder und Ackerflächen zählen ebenso dazu wie die Gewinnung von Energie aus Biomasse zur CO2-Reduktion. Das Stiftsweingut Klosterneuburg wurde 2009 als erstes Weingut Österreichs als klimaneutral zertifiziert. Anfang März 2010 wurde dem Stift von BIOSA ein Preis für die Erhaltung der biologischen Vielfalt verliehen.
„Ethische, soziale und ökologische Kriterien stehen für uns gleichberechtigt neben wirtschaftlichen Zielen“ beschreibt Direktor Mag. Andreas Gahleitner die Arbeitsweise der Wirtschaftsbetriebe des Stiftes Klosterneuburg. Der Auftrag, Wertvolles für künftige Generationen zu bewahren, schließt den schonenden Umgang mit natürlichen Lebensgrundlagen mit ein. Sämtliche Nutzflächen werden daher nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaftet, ein Biomasse-Heizwerk versorgt das Stift mit Alternativenergie.
Familiengerechte Arbeitswelt verwirklichen
Im Herbst 2011 starteten die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes Klosterneuburg das „audit berufundfamilie“: Mehrere Monate lang hatte eine interne Arbeitsgruppe in einem vom Ministerium für Wirtschaft und Familie angebotenen Auditierungsprozess Verbesserungspotential erhoben und einen Ziel- und Maßnahmenplan erarbeitet, dessen Umsetzung von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aber auch vom Ministerium überprüft wird. Es geht dabei um betriebliche Flexibilität im Bereich Arbeitszeit, um Verbesserungen in der Informations- und Kommunikationspolitik, Personal- entwicklung, Karenz und Rückkehr in den Beruf. Das Stift Klosterneuburg versucht so, die Bedürfnisse seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu achten, damit Beruf und Familie in Einklang gebracht werden kann.
Umweltfreundliche Wärme
Die 2003 errichtete unterirdische Biomasse-Fernwärmeanlage reduzierte den CO2-Ausstoß im Vergleich zu den zuvor eingesetzten Heizsystemen um mehr als 3.000 Tonnen pro Jahr. Da die dafür benötigten Hack-schnitzel nach Möglichkeit aus den stiftseigenen Wäldern der Umgebung kommen, fallen überdies keine langen Transportwege an. Mit der Anlage werden das Stift und seine Nebengebäude sowie kommunale Einrichtungen in Klosterneuburg wie das Krankenhaus oder das Rathaus umweltfreundlich beheizt.
Sonnengereifte Energie durch Photovoltaik
Eine 22,5 kWp Photovoltaikanlage nützt das Flachdach einer Lagerhalle des Stiftsweingutes zur Erzeugung von erneuerbarer Energie. Damit wird die Stiftsvinothek, das Büro aber auch die Lagerräume des Weingutes mit eigenem grünem Strom versorgt. Mit einer zweiten Photovoltaik-Anlage, die im Garten hinter der Sebastianikapelle auf 500m2 Grünfläche steht verfügt über 110 kWp mit einem Jahresertrag von 110.000 Kilowattstunden und versorgt damit das Stift ergänzend mit elektrischer Energie.
Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen
Im Herbst 2001 stellte das Stift Klosterneuburg seine 380 Hektar Ackerflächen auf biologische Bewirtschaftung um, verzichtet seither auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel und sichert damit langfristig die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel. Mit der schonenden Bewirtschaftung von rund 8.000 Hektar Forstflächen und umfangreichen Aufforstungen erhält das Stift seine Wälder als Erholungsraum für Menschen und Rückzugsgebiet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Durch die naturnahe Verjüngung der Althölzer wird die Artenvielfalt von Flora und Fauna erhöht und die Vitalität des Ökosystems gestärkt.
Besonders sensible Flächen wurden zu Sonderschutzgebieten, in denen heimische Orchideen blühen und Smaragdeidechsen leben.
Erhaltung einer Fledermauskolonie mit Jungtieren im Dachboden
An die 100 „Große Mausohr-Fledermäuse“ beziehen jährlich mit ihren Jungtieren ihr Sommerquartier im Dachboden des Stiftes. Bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten des Daches des Barocktraktes wurde auf die Mausohren besondere Rücksicht genommen. So wurde mit den Arbeiten gewartet, bis die Tiere das Sommerquartier 2012 verlassen hatten und bei der im Winter durchgeführten Neudeckung wurden die alten Dachsparren innen am neuen Unterdach befestigt, damit die Tiere im Sommer 2013 wieder ihre altbekannten Plätze finden können. Auch das Ein- und Ausflugsloch unter einer Dachverschneidung wurde erhalten und von den Mausohren wieder gefunden. Die Fledermausart „Großes Mausohr“ – auf lateinisch „Myotis myotis“ – oder auch „Kirchenfledermaus“ genannt, gehört zu den größten einheimischen Arten. Im süddeutschen Raum gilt sie als ausgestorben, in Österreich steht sie daher unter besonderem Schutz, dem auch das Stift Klosterneuburg nachkommt.
Gärten der Jahrhunderte
Ambitioniert ist auch das Revitalisierungsprogramm für die Gärten des Stiftes. Als wichtiger Partner des niederösterreichischen Programms „Natur im Garten“ werden bei Planung und Ausführung strenge Auflagen beachtet und erfüllt. Auf Torfmull wird komplett verzichtet, Moorerde soweit wie möglich ersetzt, und auch der Wegebau erfolgt weitgehend händisch. Inmitten des historischen Kreuzganges wurde ein mittelalterlicher Kreuzgarten rekonstruiert, der Konventgarten besticht durch zahlreiche heimische und exotische Pflanzenraritäten wie der biedermeierlichen Pfingstrose oder der gelben Kastanie. Dieses Engagement für die Erhaltung der Biodiversivität wurde 2010 von „Natur im Garten“ ausgezeichnet.
Weingut: Umweltbewusste Qualität
Das Stiftsweingut Klosterneuburg wurde im März 2009 als erstes Weingut Österreichs als klimaneutral zertifiziert. Bei der Obstsaftproduktion und bei der Weinerzeugung wurden mit den Beratern von Climate Partner zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um den Emissionsausstoß und den Energieverbrauch zu senken. Dazu zählen etwa die Reduktion von Fahrten, die natürliche Kühlung von Gebäuden sowie Wärmerückgewinnungsanlagen für die Weintanks. Der Rest wird durch den Kauf von Klimazertifikaten ausgeglichen. Das Stiftweingut konnte damit 1,75 kg CO2 pro Flasche einsparen und schaffte es als einziger österreichischer Betrieb 2011 unter die weltweit 15 Nominierten für den „Energy Global Award“.
Das Weingut
Das seit 1114 bestehende Weingut des Stiftes Klosterneuburg ist das älteste Weingut Österreichs und prägend für die Geschichte des österreichischen Weinbaus.
Seit seiner Gründung im Jahr 1114 betreibt das Stift Klosterneuburg Weinbau und ist damit das älteste Weingut Österreichs. Mit einer Rebfläche von 108 Hektar zählt es zu den größten und renommiertesten Weingütern des Landes. Schon bei der Einweihung der Basilika 1136 wurde ausschließlich Wein aus den stiftseigenen Rieden getrunken. In der langen Geschichte des Stiftes blieb der Weinbau stets von eminenter Bedeutung. Die Weingärten befinden sich in ausgewählten Lagen von Klosterneuburg, Wien, Gumpoldskirchen und Tattendorf. Ökologische Bodenpflege, nützlingsschonende Bewirtschaftung und organische Düngung sind im Sinne einer naturschonenden Vorgehensweise die unverrückbaren Prinzipien bei der Pflege sämtlicher Weingärten des Stiftes.
Wein vom besten Terroir
Die unterschiedlichen Böden und kleinklimatischen Bedingungen der Rieden ermöglichen es dem Weingut des Stifts Klosterneuburg, verschiedene Rebsorten in dem jeweils idealen Terroir zu kultivieren. Auf den von Sandsteinverwitterungs- und Lössböden geprägten Hanglagen von Klosterneuburg gedeihen Riesling, Grüner Veltliner und Sauvignon Blanc. In Wien, an den Abhängen des Kahlenberg und des Leopoldsberges sowie am Wiener Nussberg gedeihen Weißburgunder, Chardonnay, Pinot Noir, Gewürztraminer sowie der Wiener Gemischte Satz. In den Weingärten in Gumpoldskirchen werden die autochthonen Spezialitäten Zierfandler und Rotgipfler gepflegt. Auf den warmen Schotterböden von Tattendorf gedeihen die berühmten Rotweine des Weingutes, allen voran der St. Laurent, der hier auf einer Fläche von 40 Hektar steht. Damit ist die Ried Stiftsbreite der größte St. Laurent Weingarten der Welt. Neben St. Laurent werden auch Zweigelt, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot kultiviert.
Heimat des St. Laurent
Die Rebsorte St. Laurent stammt ursprünglich aus dem Elsass, um 1850 pflanzte das Weingut Stift Klosterneuburg die Sorte erstmals in Österreich aus. Dieser Pioniergeist hat sich seither mehr als nur bezahlt gemacht. Die langjährige Erfahrung und der enorme Wissensstand des Stiftsweingutes mit dieser Rebsorte begeistert die Fachwelt, die diese immer wieder Auszeichnet.
Moderne Technik in historischen Kellern
Das umfangreiche barocke Kellerensemble direkt unterhalb des Stiftes erstreckt sich über vier Etagen bis in eine beeindruckende Tiefe von 36 Metern. Die sieben Meter dicken doppelwandigen Mauern schaffen ganzjährig konstante Temperaturen, die für bestes Reifeklima sorgen. Presshaus und Keller befinden sich auf dem modernsten Stand der Technik und stellen eine einzigartige Kombination aus Tradition und Moderne dar. Bis zum heutigen Tag werden die Weinfässer im Weingut aus Eichen bzw. Akazien aus dem stiftseigenen Wald gefertigt. Seit kurzem werden auch kleine Barrique-Fässer aus Klosterneuburger Eiche zum Ausbau der besten Rotweine verwendet.
Wiege der österreichischen Weinkultur
Höchste Weinqualität und Innovationsfreude des Stiftsweingutes knüpfen an eine reiche Tradition im Bemühen um die Entwicklung des österreichischen Weinbaus an. So gingen zahlreiche richtungsweisende Impulse für die österreichische Weinwirtschaft von Klosterneuburg aus, wie z.B. die Gründung der ersten Weinbauschule der Welt, die Entwicklung der Klosterneuburger Mostwaage oder die Selektion und Verbreitung der Rebsorte St. Laurent. Als erstes klimaneutrales Weingut Österreichs ist das Weingut Stift Klosterneuburg auch heute Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
„Wein erleben“ im Stift Klosterneuburg
Ein besonderer Anziehungspunkt für alle Weinfreunde ist die Vinothek des Weingutes Stift Klosterneuburg. Die Verbindung von historischer Bausubstanz aus dem 13. Jahrhundert und moderner Innenarchitektur bildet einen einzigartigen Rahmen für kultivierten Weingenuss. Hier wird das umfangreiche Sortiment von Weinen und Sekt aus eigenen Rieden, Edelbrände, sortenreinen, naturtrüben Säfte angeboten. Delikatessen sowie exklusive Geschenksets zum Mitnehmen runden das geschmackvolle Angebot ab.
Ebenso sehenswert sind auch die Keller, in denen die Weine des Stifts Klosterneuburg gekeltert und bis zur harmonischen Reife gelagert werden. Bei Führungen durch die imposante Anlage aus dem Mittelalter und der Barockzeit, lässt sich die Verbindung von lebendiger Weingeschichte, großer Tradition und der Kellertechnik eines modernen Weingutes hautnah erleben.
Obstgut Stift Klosterneuburg
Der Obstanbau des Stiftes verfügt über eine sehr lange Tradition. Seit 1402 liefert das eigene Obstgut auf dem gegenüberliegenden Donauufer vorwiegend Äpfel, da gerade die Apfelbäume auf den lockeren, warmen und nährstoffreichen Donau-Schwemmlandböden ideale Wachstumsbedingungen vorfinden. Das sonnenreiche, vom pannonischen Raum beeinflusste Klima mit seinen ausgeprägten, vom Donaustrom regulierten Temperaturwechseln zwischen Tag und Nacht, unterstützt die Aromenausprägung und Typizität der einzelnen Sorten.
Die Bewirtschaftung des ersten klimaneutralen Obstgutes Österreichs erfolgt naturnah und schonend. Geerntet wird, wie auch im Weingarten, in mehreren Durchgängen ausschließlich von Hand. Anschließend werden die Früchte zu naturtrüben Apfelsäften höchster Qualität verarbeitet.
Breite Sortenvielfalt
Neben den klassischen Apfelsorten wie Golden Delicious und Granny Smith kultivieren wir auch hochwertige Züchtungen wie Idared, Jonagold und Topaz. Der jüngste Neuzugang kommt aus England: Cox Orange heißt die alte Sorte, die unter Kennern als DIE Apfelsorte schlechthin gilt und die Fruchtsaftpalette des Weingutes um einen Premiumapfelsaft ergänzt. Für Abwechslung im Sortiment sorgen die Saftkombinationen aus Apfel und Birne oder Karotte, die einander geschmacklich hervorragend ergänzen. Die roten Trauben des beliebten Saftes vom St. Laurent stammen aus den Tattendorfer Lagen.
Wissenschaftliche Bedeutung des Stiftes
Das Stift Klosterneuburg ist seit seiner Gründung durch Markgraf Leopold III. ein Ort der Wissenschaft und Bildung. Ein entscheidender Moment ist in den 1120er Jahren die Entsendung seines Sohnes Otto, den späteren Bischof von Freising, an die Domschule nach Paris. Damit bringt er seine Pfalz in Klosterneuburg mit der internationalen Exzellenzforschung zusammen. Seither ist diese Tradition im Stift nie abgerissen und es gibt zahlreiche Beispiele aus verschiedenen Epochen, die diese überregionale Bedeutung des Stiftes Klosterneuburg bezeugen. Das sind auszugsweise:
- 1140 – Das älteste Buch Niederösterreichs (CCl 848, geschrieben um 806) aus der Zeit Karls des Großen ist ein lateinisches Synonymwörterbuch für Bibelforschung, aber auch zum römischen Dichter Vergil und wurde im 12 Jhdt. durch Propst Hartmann aus Salzburg ins Stift gebracht.
- Otto von Freising, geboren und aufgewachsen in Klosterneuburg, ist einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber des europäischen Mittelalters. Seine Verbindungen zu Frankreich, vor allem zu den Autoren der Scholastik sind in zahlreichen Handschriften der Stiftsbibliothek sichtbar.
- 1421 Propst Georg Müstinger, Mitglied der 1. Wiener astronomischen Schule, gibt die erste nicht auf theologischer Basis, sondern auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erstellte Karte Mitteleuropas in Auftrag. Der Null-Meridian geht in dieser Karte noch durch Klosterneuburg.
- 1774 – Das erste öffentlich zugängliche Museum Österreichs war das Stiftsmuseum Klosterneuburg und wurde durch Propst Ambros Lorenz gegründet.
- 1860 Gründung der 1. Obst- und Weinbauschule der Welt unter Propst Adam II. Schreck, in Kooperation mit der Wiener k. k. Landwirtschaftsgesellschaft.
- seit 1909 – „Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg“ ist eine in den Fachkreisen anerkannte wissenschaftliche Publikationsreihe die sich mit Themen des Stiftes und Klosterneuburg beschäftigt. (Urkunden, Leopoldsberg, Kanonisationsprozess Hl. Leopold, Baugeschichte, . . .)
- seit 1972 – In Fortführung des Werks des international bekannten Liturgiereformers Pius Parsch aus dem Stift Klosterneuburg unterhält unser Haus auf theologisch-wissenschaftlicher Ebene – unterstützt durch das Land NÖ – das „Pius-Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie“ mit mehreren Forschungskräften.
- 2012 – DNA Analyse Leopold III., Ehefrau Agnes, Söhnen, Bestimmung der Verwandtschaft.
- seit 2013 – Die Bibliothek verfügt über 1.250 mittelalterliche Handschriften. Um diese weltweit zugänglich zu machen, werden die Handschriften digitalisiert und durch Kooperation mit der Österr. Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf www.at frei zugänglich gemacht.
- 2015 – Eröffnung des neu eingerichteten Musikarchivs zur Bestandssicherung und (Neu-) Erschließung der musikalischen Bestände.
- 2016 – Die Stiftsbibliothek Klosterneuburg führt in Kooperation mit der ÖAW die Digitalisierung des Handschriftenbestands der Stifte Admont und Neustift/Brixen (IT) durch.
- 2016 – Die Stiftsbibliothek ist Partner im Erasmus+ Projekt DEMM (Digital Editing of Medieval Manuscripts), in dem Studierende der Universitäten Prag, London, Lyon und Siena in Klosterneuburg mit mittelalterlichen Originalquellen arbeiten und sich mit Methoden der digitalen Texteditionen für das Internet auseinandersetzen (digitalmanuscripts.eu).
- 2016 – Für die Masterarbeit zum Thema „Codex 1253 der Stiftsbibliothek Klosterneuburg und Codex 365 (rot) der Stiftsbibliothek Göttweig“ verlieh die NÖ Landesregierung Frau Edith Kapeller (Bibliothek Stift Klosterneuburg) den „Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Wissenschaft“.
- 2017 – ÖAW Doc-Team „Performanz von Heiligkeit am Beispiel Leopolds III.“
- 2017 – FTI Projekt „Kloster-Musik-Sammlungen“, mit der DUK, dem Stift Melk und Stift Göttweig.
Sammlungen von europäischem Rang
Die ältesten Bücher der Bibliothek und die frühesten Kunstwerke sind älter als das Stift selbst: Wer 900 Jahre sammelt, hat eine für ganz Europa interessante Sammlung zu bieten.
„CCl 1“ ist im Stift Klosterneuburg die erste Bibliothekssignatur einer Handschrift aus St. Nikola in Passau, die Markgraf Leopold III. anlässlich der Weihe der Stiftskirche in Auftrag gab und seiner Gründung schenkte. Gleichzeitig – oder knapp früher – dürfte Markgräfin Agnes gleichfalls ein besonders wertvolles Stück der Stiftskirche geschenkt haben: Den riesigen siebenarmigen Bronzeleuchter, aus Verona.
Das Stiftsmuseum
1774 gründete Propst Ambros Lorenz das Stiftsmuseum – das damit zu den ältesten Museen der Welt zählt und fast 20 Jahre vor dem Louvre entstand. Gleichzeitig erwarb er dafür ein bedeutendes Kunstwerk: die Tafeln des Albrecht-Altares. Der Altar war der Modernisierung der Kirche am Hof zum Opfer gefallen, große Teile waren bereits verbrannt, nur die Tafelbilder noch erhalten – die inzwischen in der Sebastianikapelle Aufstellung gefunden haben und die die älteste Darstellung der Wiener Stephanskirche mit dem kurz vor der Entstehungszeit des Altares fertiggestellten hohen Turm enthalten.
Propst Ambros hätte allerdings nicht unbedingt einkaufen müssen, um seinem Museum Bestand zu geben: Denn im Stift gab es bereits das sogenannte „Schreibzeug des Heiligen Leopold“ im Rahmen einer wertvollen Elfenbeinsammlung, oder den Bilderzyklus von Rueland Frueauf dem Jüngeren über die Stiftsgründung. Es gab den Babenberger Stammbaum, jenes riesige dreiteilige Gemälde, das 1492 die Familie des neuen Landesheiligen den Pilgern nahebringen sollte – um nur einige Werke zu nennen.
Das Stiftsmuseum konnte also von Anfang an auf wertvolle Bestände verweisen, die in der Folge nur ergänzt werden mussten: Verständlicherweise sammelte das Stift besonders Darstellungen des Heiligen Leopold und des Stiftes Klosterneuburg – und darunter befinden sich immerhin auch vier Bilder von Egon Schiele. Es werden immer wieder Grafiken moderner Künstlern zur Ergänzung der bisherigen Bestände erworben.
Die Schatzkammer
Höhepunkt ist der 1616 als „heilige Krone Österreichs“ gestiftete Erzherzogshut, der nur zur Erbhuldigung der Erzherzöge von Österreich aus Klosterneuburg entfernt werden durfte. Doch die ältesten Stücke reichen gleichfalls in die Gründungszeit des Stiftes zurück wie die Email-Reliquienschreine aus Limoges und ein Abtstab aus Elfenbein (um 1200 bzw. um 1300). Von 1714 stammt die prächtige Schleier-monstranz von Matthias Steinl und Johann Baptist Känischbauer, 200 Jahre jünger ist der prachtvolle Jugendstilornat von Anton Hofer aus der Klasse von Kolo Moser. Im sogenannten „Reisealtar des Heiligen Leopold“ befindet sich hinter Bergkristall ein Schleier, der nach neuen Untersuchungen tatsächlich der Schleier der Markgräfin Agnes sein dürfte – und damit mit der Gründungslegende des Stiftes in Zusammenhang steht. 2011 wurde die Schatzkammer verlegt, erweitert und den Besuchern zugänglich gemacht.
Die Quellen des Wissens – Bibliothek und Archiv
Mit über 300.000 Bänden ist die Stiftsbibliothek von Klosterneuburg heute die größte Stiftsbibliothek Österreichs. Dass sie weniger bekannt ist, liegt vor allem daran, dass sie Stiftsbesuchern nicht zugänglich ist. Forscher hingegen sind willkommen – wenn auch der Platz beschränkt ist. Neben den verschiedenen theologischen Wissenschaften sind in den Buchbeständen Austriaca, Geschichte und Kunst besonders reich vertreten – und das beginnend mit 1.200 Handschriften und frühen Drucken bis zur Gegenwart. Ähnlich verhält es sich mit dem Archiv: Auch dieses wird nur Wissenschaftlern geöffnet, für die ist es aber dann eine einzigartige Fundgrube zur Geschichte Niederösterreichs und Wiens. Dem Archiv angeschlossen ist außerdem die archäologische Sammlung des Stiftes, von der Teile im Bereich des Kreuz-ganges ausgestellt sind und auf die Vergangenheit des Stiftsgeländes als römisches Kastell hinweisen.
Die „Galerie der Moderne“ – Zeitgenössische sakrale Kunst im Stift Klosterneuburg
Mit der 2013 eröffneten „Galerie der Moderne“ ergänzt das Stift Klosterneuburg sein Stiftsmuseum mit sakraler Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Bogen spannt sich von expressionistischen Werken der 20er Jahre bis zu Schöpfungen junger österreichischer Künstler. Diese treten nun in einen spannenden Dialog mit den Werken der Alten Meister, für die das Stiftsmuseum seit vielen Jahrzehnten bekannt ist. Die Galerie der Moderne präsentiert sich in Themenräumen zu den Bereichen „Kreuzigung“, „Passion“, „Memento mori“, „Menschwerdung“ und „Schöpfung“.
Die Basis der Galerie der Moderne ruht auf mehreren Säulen. Das Vermächtnis des Prälaten Dr. Alfred Sammer, der sich zeitlebens für moderne Sakralkunst engagiert hat, sieht das Stift als Verpflichtung an, in seinem Sinne weiter zu wirken. Aus dem Nachlass des Konventsmitglieds Dr. Gregor Robert Doxat stammen die Werke von Adrienne (Ada) Doxat-Fistravec (1893–1946).
Diese heute vollkommen vergessene Künstlerin hat in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren in beeindruckender Weise gezeigt, wie sakrale Inhalte in einer vom Kubismus und Expressionismus geprägten Formensprache gültigen Ausdruck finden können. Zusätzlich wurden in den letzten Jahren einige Ankäufe getätigt, die nun in der „Galerie der Moderne“ erstmals öffentlich präsentiert und durch jährlich wechselnde Leihgaben ergänzt werden.
900 Jahre Architekturgeschichte
Der heutige Komplex des Stiftes Klosterneuburg ergibt sich aus einer Bautätigkeit, die die ganze Stiftsgeschichte bis heute durchzieht. Eine Tour durch das Stift ist auch ein Spaziergang durch die europäische Architekturgeschichte.
Während vor den Fenstern des barocken Kaisertraktes in den letzten Jahren ein Gerüst stand, das für die Renovierung der Fassaden benötigt und des Daches notwendig war, findet sich im Stiftsmuseum ein Tafelbild von Rueland Frueauf mit der Darstellung des Baues der Stiftskirche: Ein Vergleich der Baustellen zeigt die Entwicklung der Technik, zeigt aber auch, dass das Stift seit 900 Jahren Baustelle ist. Und schon ein Rundblick auf dem Stiftsplatz präsentiert Architektur aus einigen Jahrhunderten.
Mittelalter
Ein Teil des Stiftsplatzes wird dominiert von der 1114-1136 errichteten Stiftskirche, die damals die größte Kirche des Landes war. Außen am Langschiff ist noch deutlich der ursprüngliche Stil erkennbar: Eine romanische Basilika in der Typologie einer Hauskirche des salischen Königshauses, aus dem Agnes stammte. Daher erinnert dieser Blick auch an die Kaiserdome am Rhein. Weitere romanische Spuren sind nur noch an freigelegten Fenster- und Torbögen im Mauerwerk des Leopoldihofes erkennbar, der von späteren Stilen dominiert wird. Ein Modell, das den Zustand des Stiftes im Jahr 1136 zeigt, wird im Rahmen der sakralen Tour durch das Stift gezeigt, auf der auch vor der Leopoldikapelle einige Mauerstücke darauf aufmerksam machen, dass romanisches Mauerwerk bunt bemalt war.
Den Übergang zur Gotik zeigt auf dem Stiftsplatz die stehengebliebene Mauer des Palastes Herzog Leopold VI. um 1200. Von der daneben befindlichen Capella speciosa, dem ersten gotischen Bau in Österreich, haben sich nur noch die Grundmauern erhalten, dafür kann die Tutzsäule von 1381 als Musterbeispiel der Hochgotik gelten.
Ein weiteres gotisches Baudenkmal findet sich im Leopoldihof: Der Erker an der ehemaligen Burg des Markgrafen Leopold, während das riesige Fenster der ehemaligen Thomaskapelle schon im Übergang zur Renaissance entstand. Der anschließende Fürstentrakt entstand 1618-1620 und besticht durch seine schönen Renaissance-Rauchfänge.
Einzigartiges Barock
1634 wurde mit der barocken Innenraumgestaltung der Stiftskirche begonnen, die in mehreren Phasen bis 1730 andauerte und den Raumeindruck der Romanik verschwinden ließ. Doch der große barocke Umbau begann 1730: Kaiser Karl VI. beauftragte seinen Festungsbaumeister Donato Felice d‘Allio, eine Klosterresidenz nach dem Vorbild des spanischen Escorial zu errichten. Der Plan sah vier große Höfe und neun Kuppeln vor, die jeweils eine habsburgische Krone tragen sollten. Das Fundament wurde weit über die Stiftsterrasse hinausgeschoben, was drei Stock tiefe Kellergewölbe ergab. 1740 war erst ein Achtel der Anlage fertig, als Karl VI. überraschend starb. Maria Theresia hatte kein Interesse am Weiterbau – genauso wenig wie das Stift, das die Finanzierung tragen musste: Der Barockbau blieb ein Torso, einzelne Teile, wie etwa die geplante Sala terrena und das dahinter liegende Gangsystem bestand als plötzlich verlassene Baustelle, bis man schließlich die Fenster abmauerte. 1756 wurde zumindest der Marmorsaal fertiggestellt, 1834-42 vollendete Joseph Kornhäusel wenigstens einen Hof, den heutigen Kaiserhof in vereinfachten Barockformen. Und erst 2005 begann das Stift, die Sala terrena der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr einen Sinn zu geben: Sie wurde neuer Besucherzugang und ermöglicht nun – in weltweit einzigartiger Weise – binnen zweier Stockwerke das Entstehen barocker Pracht zu erleben.
Historismus bis Gegenwart
1879 begann eine dringend notwendige Renovierung der Stiftskirche durch den Erbauer des Wiener Rathauses Friedrich von Schmidt: Die Westfassade der Kirche wurde neugotisch gestaltet, ebenso die Türme, die beide auf die gleiche Höhe von 82,75 Meter gebracht wurden.
In den 1960er Jahren wurde dann die Sebastianikapelle, die 1421 geweiht und unter Josef II. als „überflüssiges Gotteshaus“ zum Großteil abgetragen werden musste, über den alten Grundmauern
in Beton wiedererrichtet, und ab 2001 wurde der jüngste Umbau des Stiftes durchgeführt: Die Tiefgarage und das unterirdische Biomasse-Heizwerk plante der Stararchitekt Heinz Tesar und in der Folge wurde die Sala terrena zum neuen Besucherzugang: Dieses Projekt wurde 2006 mit dem europäischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.
Kirchendach international ausgezeichnet
Das Dach der Stiftsbasilika ist ein weit sichtbares Zeichen der Generalrenovierung des Stiftes.
2007 wurde im Rahmen der Generalrenovierung des Stiftes Klosterneuburg das Dach der Stiftsbasilika neu gedeckt: Das ursprüngliche Verlegemuster der glasierten Ziegel war durch zahlreiche Ausbesserungen verschwunden, die weiß erscheinenden Ziegel waren ursprünglich grün gewesen – was aber nur noch an geschützten Stellen erkennbar war. Frostsicherheit und Dichtheit des Daches waren nicht mehr gegeben, sodass Nässeschäden im Inneren der Kirche auftraten. Die Stiftsführung entschloss sich daher zu einer kompletten Neudeckung: Das 2.200 m2 große Dach wurde abgedeckt, ein schützendes Unterdach eingezogen und dann in einem Rautenmuster mit den Farben dunkelbraun, hellbraun und grün neu gedeckt. Zu Verwendung kamen Biber-Rundschnitt-Ziegel der Firma Tondach, die Dachdeckung übernahm die Firma Gerhard Hohl GmbH aus Wien. 2011 schrieb die internationale Föderation des Dachdeckergewerbes einen Preis aus, um „besondere und herausragende Leistungen“ des Gewerbes zu würdigen. Die Firma Gerhard Hohl konnte mit dem Dach der Stiftsbasilika den begehrten Preis gewinnen.
Kultur vor den Toren Wiens – das touristische Angebot
Als Top-Ausflugsziel präsentiert sich das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg mit Kunstschätzen aus neun Jahrhunderten, Zeugnissen seiner reichen Geschichte und dem ältesten Weingut Österreichs, das heute zur Weltspitze zählt. Verschiedene Tourenangebote erschließen dem Besucher diese Schatzkammer europäischer Kultur.
Tickets & Führungen: Eintritt Stift Klosterneuburg 9,50 Euro
- Schatzkammer mit Erzherzogshut
Wintersaison täglich, 10:00 – 16:00 Uhr
Sommersaison täglich, 9:00 – 18:00 Uhr - Ausstellung 2024: „Wir Schwestern“
Sommersaison täglich, 9:00 – 18:00 Uhr
Führung zur Ausstellung: , So. u. Feiertag: 12:00 und 15:00 Uhr - Stiftsmuseum
Wintersaison Sa., So. und Feiertag, 14:00 – 16:00 Uhr
Sommersaison Sa., So. und Feiertag, 14:00 – 17:00 Uhr
Ergänzende Führungsangebote
- Stiftsführung (Dauer ca. 60 Min.) + € 3,50
Stiftsgeschichte, Stiftskirche, Kreuzgang, Verduner Altar
Wintersaison täglich, 11:00 Uhr
Sommersaison Mo.-Fr. 10:00/16:45 Uhr, Sa. So. u. Feiertag 10:00/13:00/16:45 Uhr - Große Stiftsführung (Dauer ca. 90 Min.) + € 4,50
Stiftsgeschichte, Stiftskirche, Kreuzgang,
Verduner Altar, Kaiserzimmer, Marmorsaal
Wintersaison täglich, 14:00 Uhr
Sommersaison täglich 11:15/14:30 Uhr - Weinkellerführung (Dauer ca. 90 Min.) + € 4,50
Geschichte des ältesten Weinguts Österreichs, barockes Kellerensemble und Weinprobe
Wintersaison täglich, 13:00 Uhr
Sommersaison Mo. – Fr., 13:00 Uhr | Sa. So. u. Feiertag 13:00 Uhr u. 14:45 Uhr - Augustiner-Chorherren (Dauer ca. 60 Min.) + € 3.50
Geschichte und Wirken der des Ordens der Augustiner-Chorherren
Winter: Sonntag 12:15 Uhr / Sommer: Sonntag 13:15 Uhr
Gültig für alle angebotenen Führungen und Tickets, inkl. Audioguide (14 Sprachen).
Ausgenommen Sonderveranstaltungen wie z. B. Orchideen-Ausstellung.
Alle Ticketpreise inkl. vier Stunden kostenfreiem Parken.
Gastronomie
Die Gastronomie bietet in unterschiedlichem Ambiente ein Angebot mit regionalen Schmankerln:
- Caféhaus Holler im Pfortenhof
- Restaurant Leopold im ehemaligen Schüttkasten/Stiftskeller
Öffnungszeiten des Besucherzentrums im Stift
- Sommersaison: 9.00 – 18.00 Uhr (Mai bis November)
- Wintersaison: 10.00 – 17.00 Uhr (Dezember bis April)
24. Dezember bis 12.00 Uhr; 25., 26. und 31. Dezember geschlossen; 1. Jänner ab 13.00 Uhr.
Wir bitten um Verständnis, dass die Stiftskirche und der Verduner Altar aufgrund von Messfeierlichkeiten nicht immer zu besichtigen sind.
Öffnungszeiten der Vinothek:
Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr, Sonntag und feiertags geschlossen
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Einrichtungen / Infrastruktur:
- Vinothek, Restaurant Leopold, Caféhaus Holler
- barrierefreier Zugang, Schließfächer im Eingangsbereich und in der Tiefgarage
- Kinderspielplatz
- Fahrradständer, E-Bike-Tankstelle und Fahrradboxen in der Tiefgarage
- Stiftsparkplätze: P1 (Tiefgarage PKW und Bus), P2 Vinothek, P3 großer allgemeiner Parpkplatz
Anreise:
- öffentlich: U4, ab Heiligenstadt: S-40 (S-Bahn) bis Klosterneuburg-Kierling oder Buslinien 400 oder 402 bis Klosterneuburg-Stift, von dort kurzer Fußweg
- Auto: B 14, gebührenpflichtige Parkgarage und Parkplätze im Stiftsbereich
- Donauradweg
Weitere Informationen und aktuelle Programme: www.stift-klosterneuburg.at
Das sollte man im Stift Klosterneuburg gesehen haben
Die Top-Ten Sehenswürdigkeiten des Stiftes Klosterneuburg:
- Der Verduner Altar: 1181 vom Goldschmied Nikolaus aus Verdun aus feuervergoldeten Emailtafeln. Ursprünglich Kanzelverkleidung, nach 1330 zum Flügelaltar umgebaut, eines der bedeutendsten Kunstschätze des Mittelalters – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
- Der Österreichische Erzherzogshut: Die 1616 gestiftete „heilige Krone Österreichs“, die nur zur Erbhuldigung vom Stift weggebracht werden durfte – zu sehen in der Schatzkammer.
- Sala terrena: Der geplante Gartensaal blieb im Rohbauzustand des Jahres 1740 – und damit eine weltweit einzigartige barocke Baustelle mit acht Atlantenskulpturen. Jetzt als Besucherempfang mit Shop in Verwendung.
- Die Rückseite des Verduner Altares im Schauraum der Schätze des Mittelalters: Die ältesten erhaltenen großen Tafelbilder nördlich der Alpen entstanden um 1330 und zeigen starken italienischen Einfluss – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
- Der siebenarmige Leuchter: Ein Geschenk von Agnes und Leopold an die Stiftskirche vor 1136. Der riesige Bronzeleuchter gehörte zur Grundausstattung der Kirche. Er kommt aus der gleichen Werkstatt wie die Bronze-Tore von San Zeno, in Verona – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
- Der Babenberger Stammbaum: Um die Familie des neuen Heiligen nach der Heiligsprechung Leopolds 1485 dem Volk bekannt zu machen, wurde dieses Riesenwerk in Auftrag gegeben, das alle Babenberger-Herrscher und deren Frauen darstellt – zu sehen im Stiftsmuseum.
- Die Schleiermonstranz von Matthias Steinl, 1710 entworfen, ein Höhepunkt der barocken Goldschmiedekunst – zu sehen in der Schatzkammer.
- Die Elfenbeinsammlung: Vom „Schreibzeug des Hl. Leopold“, einem frühmittelalterlichen Kästchen aus Spanien, bis zu unwahrscheinlich feinen Kunstwerken der Barockzeit – die bedeutendsten Stücke sind in der Schatzkammer zu sehen.
- Die Sammlung liturgischer Gewänder: Weltweit eine der bedeutendsten Sammlungen mit besonders wertvollen Stücken aus der Barockzeit bis zum vielteiligen Marienornat im Jugendstildesign – die prächtigsten Teile sind in der Schatzkammer zu sehen.
- Die Stiftskirche mit der Festorgel: Ein Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Jahrhunderten mit Details, die eine eigene Führung verlangen würden. Die ursprünglich romanische Kirche wurde barockisiert und erhielt 1632-1641 auch eine barocke Festorgel, die sich unverändert erhalten hat. Die Festorgel der Stiftsbasilika Klosterneuburg wurde in den Jahren 1636 bis 1642 aus zwei bereits in der Kirche vorhandenen Orgeln von dem Passauer Orgelbauer Johannes Freundt zusammen- gebaut. Heute steht uns ein außergewöhnliches Zeugnis frühbarocker Orgelbaukunst zur Verfügung, das dank ihres hervorragenden Klanges eines der bedeutendsten europäischen Denkmalorgeln darstellt.
Der St. Leopold Friedenspreis
Dieser Preis zählt mit EUR 12.000,- zu den äußerst gut dotierten Kunstpreisen Europas. Inhaltlich verbindet er zwei Aufgaben des Stiftes: Kunstförderung und humanitäres Engagement.
Der nach dem Stiftsgründer benannte „St.-Leopold-Friedenspreis“ zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Der St. Leopold Friedenspreis wird für Werke der bildenden Kunst aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei verliehen, die zusätzlich zum künstlerischen Anspruch humanitäres Engagement zeigen und das vorgegebene Thema umsetzen.
Die Aufgabe des Preises: Humanitäre Themen wieder verstärkt zum Thema von Kunstwerken zu machen. Der Hauptpreis beträgt EUR 10.000,– und dient gleichzeitig dem Ankauf des Kunstwerkes, der Preisträger erhält außerdem eine Bronze-Statuette, die den Heiligen Leopold zeigt. Bisher machte die Jury immer von der Möglichkeit Gebrauch, zwei Würdigungspreise in der Höhe von je EUR 1.000,– zu verleihen.
Der Teilnahme ist relativ leicht: Künstler/Künstlerin oder Künstlergruppen laden ein digitales Foto ihres Kunstwerkes, das ihrer Meinung nach dem Jahresthema entspricht, mit entsprechenden Angaben über die Homepage des Stiftes hoch.
Für den Preis 2025 wurde von Prälat Anton Höslinger folgendes Thema gewählt:
Sogar den Abfall machen wir zu Geld!
Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt / und die Gebeugten im Land unterdrückt!
Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei, dass wir Getreide verkaufen, / und der Sabbat, dass wir den Kornspeicher öffnen können? Wir wollen das Hohlmaß kleiner und das Silbergewicht größer machen, / wir fälschen die Waage zum Betrug,
um für Geld die Geringen zu kaufen / und den Armen wegen eines Paars Sandalen. / Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. (Am 8,4-6)
Bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler jeder Nationalität, politischer und religiöser Überzeugung und auch Gruppen von Künstlern.
=> Weiterführende Informationen: www.stift-klosterneuburg.at/friedenspreis