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Verbannter Naumburger Marienaltar fand im Stift Klosterneuburger sein Exil

27.06.2023

Verbannter Naumburger Marienaltar fand im Stift Klosterneuburger sein Exil

Ein Altar begeistert, fasziniert und wird diskutiert. Der verbannte Marienaltar des Naumburger Doms entfaltet im Klosterneuburger Exil seine Wirkung. Zu sehen von Juni bis Dezember 2023 im Stift Klosterneuburg.

Von Juni bis Dezember 2023 präsentiert das Stift Klosterneuburg den, aus dem Naumburger Dom verbannten Marienaltar des zeitgenössischen Malers Michael Triegel. Darauf zu sehen ist u.a. eine Petrusfigur mit Baseballkappe. Der Leipziger Maler hat den ursprüngliche Altaraufsatz, zu den 1517-1519 geschaffenen Flügeltafeln von Lucas Cranach d. Ä. (um 1472-1553), und einer Mitteltafel zeitgenössisch ergänzt. Die Mitteltafel wurde 1541, im Zuge einer bilderfeindlichen Aktion, zerstört und nun von Triegel ersetzt worden.

Triegel ist dafür bekannt, mit perfekter altmeisterlicher Maltechnik Bilder zu erschaffen, in denen die Motivik der Renaissance mit zeitgenössischen Elementen eine erstaunliche Partnerschaft eingeht. Der Weg des Altars nach Niederösterreich habe sich aus Querelen zwischen Denkmalpflege und den Verantwortlichen des Naumburger Dom ergeben. Als der Altar im Sommer 2022 nach langjährigen Vorarbeiten aufgestellt wurde, seien die Publikumsreaktionen zwar positiv gewesen, der zuständige Unesco-Berichterstatter drohte jedoch mit der Aberkennung des Welterbe-Status. Der Marienaltar würde den Dom, genauer gesagt die „äußerst sensiblen Blickbeziehungen im Westchor“ mit seinen weltberühmten StifterOguren aus dem 13. Jahrhundert beeinträchtigen, so die Argumentation.

Als Lösung wurde der Altar auf Tournee geschickt: dabei machte er bereits Station in Paderborn, nun ist er von Juni bis Dezember 2023 im barocken Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg zu sehen.

 

 

Ausstellung: Juni – Dezember 2023
Im Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg,
3400 Klosterneuburg, Stiftplatz 1
www.stift-klosterneuburg.at

 

 

 

 

Pressekontakte

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Weiterführende Informationen

Nachdem der Marienaltar des Naumburger Doms fünfeinhalb Monate im Diözesanmuseum in Paderborn zu sehen war, wurde er gestern im Marmorsaal des Stifts Klosterneuburg der Öffentlichkeit präsentiert.

„Ich bin fasziniert von der Wirkung des Altars in dem beeindruckenden Raum, er behauptet sich im Kaiserlichen Marmorsaal hervorragend und bindet sich gleichzeitig in die barocke Ausstattung des Raumes ein“, sagt der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter, Dr. Holger Kunde. „Ich bin dem Kustos der Kunstsammlungen des Museums des Stifts, Wolfgang Christian Huber, unendlich dankbar, dass er sich dafür eingesetzt hat, den Altar in Klosterneuburg auszustellen. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch hier, dass der Altar für den Westchor des Naumburger Doms geschaffen wurde und nach der Ausstellungsreise dorthin zurückkehren soll“, so Dr. Kunde weiter.

„Obwohl die Ausstellung zeitgenössischer Sakralkunst seit Jahren ein fixer Bestandteil der Museumsarbeit im Stift Klosterneuburg ist, war das Projekt Marienaltar für uns doch eine besondere Herausforderung – auf Grund der technischen Schwierigkeiten und des hohen künstlerischen Rangs des Werkes“, so Kustos Huber.

Wegen der Örtlichkeiten war der Aufbau des Marienaltar im Marmorsaal mit einer detaillierten Planung und Umsetzung verbunden, die die Restauratorin der Vereinigten Domstifter, Hannah Stahl, mit Helfern vor Ort bravourös meisterte.

Bis Dezember 2023 ist der Marienaltar im Stift für die Öffentlichkeit zugänglich.

Im vergangenen Jahr ergänzte das Anfang Juli 2022 geweihte Cranach-Triegel-Retabel auf dem Marienaltar im Westchor fünf Monate lang das spirituelle Bild des Naumburger Doms. Am 5. Dezember 2022 wurde es abgebaut, um im Rahmen einer temporären Reise an anderen Orten ausgestellt zu werden. Die erste Station war Paderborn vom 16. Dezember 2022 bis zum 12. Juni 2023. Über 10.000 Besucher kamen ins Diözesanmuseum, um dort den Altar zu bestaunen. Die zweite Station der Reise des Altars ist nun bis Dezember das Stift Klosterneuburg. In dem Zeitraum der Ausstellungsreise wollen die Vereinigten Domstifter weiter konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten zum Schicksal des Altars im Naumburger Dom führen.

Das Projekt „Triegel trifft Cranach“

Das in den ersten Anfängen seit Oktober 2019 von den Vereinigten Domstiftern initiierte und inhaltlich von der Evangelischen Kirchengemeinde Naumburg mitgetragene und von den Bischöfen der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands und des katholischen Bistums Magdeburgs lebhaft unterstützte Vorhaben hatte zum Ziel, die spirituelle Anziehungskraft des Naumburger Doms zu erhöhen und einen wichtigen Impuls für die Ökumene zu setzen. Das 1519 von Lucas Cranach d. Ä. für den Marienaltar im Westchor geschaffene Altarretabel wurde infolge eines gezielten Bildersturms seines Mittelteils mit der Darstellung Marias beraubt. Erhalten blieben die beiden Seitenflügel.

Durch den Leipziger Künstler Michael Triegel wurden eine neue Mitteltafel sowie zwei Predellen geschaffen, um das Retabel wieder liturgisch in den Dienst der Verkündigung zu stellen und ein Zeichen für die Überwindung der im 16. Jahrhundert entstandenen Kirchenspaltung zu setzen.

Die am 3. Juli 2022 erfolgte Wiederaufstellung des Retabels zählt gegenwärtig zu den intensiv diskutierten Vorhaben im Bereich der Denkmalpflege und der zeitgenössischen Kunst. Berührt doch das Projekt zentrale Fragen im Umgang mit dem kulturellen Erbe sowie den stetig wechselnden Bedürfnissen und Anforderungen der Gegenwart. Besondere Bedeutung gewinnt das Thema durch den 2018 erreichten Welterbe Status des Naumburger Doms, der nach Auffassung von ICOMOS, dem beratenden Gremium der UNESCO, durch die Aufstellung des Retabels gefährdet sei.

Wie gestaltet sich das Verhältnis von denkmalpflegerisch motivierten Vorgaben mit der kirchlichen Widmung von Sakralräumen und den daraus abzuleitenden liturgischen Nutzungen? Inwieweit kann ein mobiles und reversibles Ausstattungsstück wie ein Retabel tatsächlich den Welterbstatus gefährden, noch dazu, wenn dieses für den Sakralraum Westchor geschaffen worden ist?

Diese und weitere Fragen wurden am 24. November 2022 auf einem wissenschaftlichen Kolloquium vor dem Hintergrund des künftigen Schicksals des Naumburger Marienaltares aufgeworfen. Renommierte Experten aus Wissenschaft, Denkmalpflege, Kirche und Kultur kamen zusammen, um zu dem Thema „Kirchliche Nutzung und Denkmalpflege – ein Gegensatz?“ zu diskutieren.

Das Altarretabel von Lucas Cranach d. Ä.

Lucas Cranach d. Ä. (1427–1553) war einer der bedeutendsten deutschen Maler der Renaissance. Im Jahr 1519 vollendete er ein dreiflügeliges Altarretabel für den Altar des seit seiner Entstehung in der Mitte des 13. Jahrhunderts der Gottesmutter Maria geweihten Naumburger Westchors.

Das mit einer Darstellung der Gottesmutter Maria mit Kind versehene Mittelteil des Retabels wurde 1541 im Zuge der Auseinandersetzung in der Reformationszeit zerstört. Auf diese Weise verlor der Westchor seine Patronin.

Die großformatigen Seitenflügel des Retabels mit der porträthaften Darstellung der beiden Stifterbischöfe Johannes III. von Schönburg (1492–1517) und Philipp von Wittelsbach (1518–1542) und verschiedener Heiliger haben die Jahrhunderte überdauert und waren seit 2006 im Domschatzgewölbe des Naumburger Doms ausgestellt. Sie zeugen von der außergewöhnlichen Qualität des Werkes. Besonders die Darstellungen von Maria Magdalena und Jakobus d. Ä. ragen durch ihre feine Ausführung heraus. Den auf den Flügelinnen- und Außenseiten dargestellten Heiligen — Barbara, Katharina, Philippus, Jakobus d. Ä., Jakobus d. J. und Maria Magdalena — waren zuvor Nebenaltäre im Westchor geweiht, die Anfang des 16. Jahrhunderts abgebrochen worden sind. Auf diese Weise führt das Retabel die seit dem 13. Jahrhundert fassbare liturgische Tradition des Naumburger Westchors fort.

Die neue Mitteltafel und die Predella von Michael Triegel

Nach mehr als 500 Jahren wurden die beiden originalen Flügel von Cranach um ein vom Leipziger Künstler Michael Triegel geschaffenes Mittelteil sowie eine Predella ergänzt.

Auf der Vorderseite der neuen Mitteltafel ist eine „Sacra Conversazione“, d. h. Maria umgeben von Heiligen, dargestellt. Zentral präsentiert Maria den neugeborenen Heiland. Die dargestellten Persönlichkeiten können sowohl als im Naumburger Westchor verehrte Heilige oder auch als gegenwärtige Menschen interpretiert werden. Ergänzt wird die Gruppe um den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Die Personen verdeutlichen dem Betrachter, dass das Heilsgeschehen immer auch einen eigenen, persönlichen Bezug hat, der des Engagements des Einzelnen bedarf.

Auf der Rückseite der Mitteltafel ist der Auferstandene zu sehen. Er ist inmitten der Architektur des Naumburger Westchors dargestellt und verdeutlicht auf diese Weise, dass die Vollendung der Heilsgeschichte nicht in einem undefinierbaren zeitlich und räumlich entfernten Raum geschehen wird, sondern auch konkret und unmittelbar an diesem Ort möglich ist. Die Predella mit Vorder- und Rückseite verweist auf die Symbolik des Abendmahls bzw. auf die Passion zurück.

Der Künstler Michael Triegel

Michael Triegel wurde 1968 in Erfurt geboren und studierte von 1990 bis 1997 Malerei an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink und Ulrich Hachulla. Internationale Bekanntheit erlangte Triegel 2010, als er den Auftrag erhielt, Papst Benedikt XVI. zu porträtieren. Zuvor waren bereits einige kirchliche Aufträge von ihm ausgeführt worden, so z.B. zwei großformatige Altarbilder für die Kirchen in Grave und Ebern und ein Deckengemälde für die Dommusik Würzburg. Es folgte 2011 der dritte Altar für die Kirche St. Augustinus in Dettelbach sowie 2015 die Ausgestaltung zweier Kirchenfenster für die Pfarrkirche St. Marien in Köthen. 2017 wurde sein Andachtsbild „Barmherziger Jesus“ in der Kirche St. Peter und Paul in Würzburg eingeweiht. 2018 folgte das Hochaltarbild „Menschwerdung“ für die Kirche St. Oswald in Baunach.

Bedeutende Personalausstellungen Triegels waren zuletzt in Leipzig („Logos und Bild“, 2017), Erfurt („Disco

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