Des Kaisers neuer Heiliger: Auf der Spur spätmittelalterlicher Message Control
Des Kaisers neuer Heiliger: Auf der Spur spätmittelalterlicher Message Control
Kaiser Maximilian I. herrschte in einer Zeit der gesellschaftlichen und medialen Umbrüche und war ein Meister der politischen Kommunikation. Anlässlich seines 500. Todesjahres widmet ihm das Stift Klosterneuburg eine Ausstellung, die auch digital begleitet wird.
Der Buchdruck, die Ankunft der ersten Europäer in Amerika, der Beginn der Reformation: Die Lebenszeit Kaiser Maximilians I. (1459-1519) war geprägt von Ereignissen und Entwicklungen, die in unserer Gesellschaft bis heute wirken. Auch unsere Zeit ist mit Wandel konfrontiert. Internet und Social Media stellen Herausforderungen dar, mit denen die Menschen erst umzugehen lernen müssen, unser politisches System der Demokratie scheint unter Druck zu geraten und das Klima des Planeten ändert sich.
Die Kuratorinnen und Kuratoren der am 25. März offiziell eröffneten Jahresausstellung „Des Kaisers neuer Heiliger. Maximilian I. und Markgraf Leopold III. in Zeiten des Medienwandels“ nahmen die historischen Umbrüche als Ausgangspunkt. „Aus der historischen Distanz können wir durch die Analyse der Vergangenheit die Perspektiven auf unsere eigene Zeit verändern und unser eigenes Handeln reflektieren“, schildert Stiftsbibliothekar und Kurator Martin Haltrich. So sei es keine Überraschung, dass Kommunikation und Medien derzeit viel beforscht werden, denn die neuen Medien sorgen heute auch für Verunsicherung in der Gesellschaft.
Ausstellung und App
Anhand von originalem Quellenmaterial erfahren Besucherinnen und Besucher Geschichte, im Kleinen erzählt, aber im Kontext des großen Ganzen betrachtet. Umgesetzt wurde die Ausstellung zudem in Kooperation mit dem Department Medien und Digitale Technologien der Fachhochschule St. Pölten. Ergebnis der Zusammenarbeit ist eine begleitende App am Smartphone, die Besucherinnen und Besucher in die Rolle eines Menschen zur Zeit Maximilians schlüpfen lässt. Drei frei wählbare Erzählstränge innerhalb der App bieten unterschiedliche Sichtweisen auf das historische Geschehen. „Uns war es wichtig, zu zeigen, dass auch Vergangenheit immer im Auge des Betrachters liegt“, erklärt Julia Anna Schön, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.
Message Control im Mittelalter
Die eigenen Überzeugungen und Ideen zu verbreiten, war im Spätmittelalter für Politiker ebenso wichtig wie heute – nur unterscheiden sich die Inhalte und Kanäle. Vor allem die Sicherung der Macht seiner Dynastie sowie die Sorge um sein Andenken scheinen Maximilian diesbezüglich angetrieben zu haben. So ließ er etwa biografische Werke anfertigen, die in erzählerischer Form seine Leistungen rühmten. Welche Botschaften dabei an die Zeitgenossen sowie die Nachwelt vermittelt wurden, war Maximilian wichtig: Er selbst griff korrigierend in die Arbeiten ein, wie man an handschriftlichen Notizen heute noch sehen kann.
Ein neuer Heiliger
Mit der Heiligsprechung des Stiftsgründers Leopold III. im Jahr 1485 stand auch das Stift Klosterneuburg vor der Aufgabe, eine Geschichte zu entwickeln und dann zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurden Künstler und Gelehrte engagiert, die alle verfügbaren Medien bespielten. Die Erfindung des Buchdruckes vereinfachte die Verbreitung von Texten, während prachtvolle Gemälde und Handschriften die Bedeutung des Heiligen vor Ort im Stift betonten.
Die Wege Maximilians I. und des Stiftes Klosterneuburg sollten sich schließlich kreuzen: Die Ausstellung greift den Besuch Maximilians im Jahr 1506 auf und vermittelt die Bedeutung Klosterneuburgs im Spätmittelalter. Erzählt wird, warum Maximilian den „neuen“ Heiligen verehrte und in seine autobiografischen Werke aufnahm und wie neue Medien eingesetzt wurden, um Geschichten zu erzählen sowie Macht auszuüben.
Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellung (in alphabetischer Reihenfolge)
Martin Haltrich / Edith Kapeller / Sabine Miesgang / Michael Richter-Grall / Julia Anna Schön
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Kooperationspartner
- FH St. Pölten, FFG-Projekt MEETuEX
- Bartholomäus Kinner (Ausstellungsarchitektur)
- Eva Pöll (Ausstellungsgrafik)
- Wiener Städtische Versicherungsverein (langjähriger Partner)
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Information zur Ausstellung
Zu sehen ist die Ausstellung bis 17. November 2019 im Stift Klosterneuburg.
www.stift-klosterneuburg.at
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Diese Pressemitteilung sowie passende Fotos in Druckqualität finden Sie unter www.prplus.at oder www.stift-klosterneuburg.at
Presserückfragen: Walter Hanzmann Stift Klosterneuburg – Pressesprecher Tel.: +43 676 44 79 067 Email: presse@stift-klosterneuburg.at |
PR Plus GmbH, Charlotte Ludwig Tel.: +43 664 160 77 89 Email: ludwig@prplus.at, Pressetext- und Fotoarchiv: www.prplus.at |
Bildunterschriften Ausstellung:
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Der Babenberger-Stammbaum (1489-92) im Original und mit einem digitalen Touchscreen-Table,
auf dem die Inhalte zum Babenberger-Stammbaum von der FH St. Pölten aufbereitet wurden.
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Die Ausstellung „Des Kaisers neuer Heiliger“ behandelt unter anderem das
Gelehrtennetzwerk Maximilians I.
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Die sogenannten Sunthaym-Tafeln (1491) haben die Familiengeschichte der Babenberger zum
Inhalt und sind ein Beispiel für multimediales Erzählen im Mittelalter.
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Die spätmittelalterlichen Technologien der Texterzeugung, Handschrift und Buchdruck,
werden im Rahmen der Ausstellung anschaulich vermittelt.
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Die Ausstellung zeigt Erstausgaben des von Maximilian I. in Auftrag gegebenen Werkes „Theuerdank“.
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Künstlerin und Kalligraphin Eva Pöll setzte sich mit Maximilians Tod auseinander und schuf eigens für
die Ausstellung ein neues Totenbild des Kaisers.
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Es heißt, Maximilian habe immer einen Sarg mit sich im Tross geführt. Gefüllt gewesen sei dieser mit seinen autobiografischen Büchern. Im Fall des Todes sollte sein Körper in den Sarg hineingelegt, die Bücher aber daraus herausgenommen und verbreitet werden.
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Maximilians berühmtes Glockenton-Zitat, umgesetzt von der Kalligraphin Eva Pöll.
Fotocredit
Copyright Stift Klosterneuburg, Fotograf Thomas Gorisek / Farbpraxis
Abdruck Honorarfrei
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